Von allen erstaunlichen medizinischen Entdeckungen ist das Ovarialteratom zweifellos eine der faszinierendsten. Stellen Sie sich eine Zyste vor, die Haare oder gar Zähne enthält. Doch es ist weder eine Horrorgeschichte noch eine extrem seltene Anomalie: Es ist eine gut dokumentierte Realität in der Gynäkologie.
Was genau ist also ein Ovarialteratom? Ist es gefährlich? Wie häufig kommt es vor? Wir erklären es Ihnen – ohne Sensationsgier, aber mit viel Neugier – wie immer bei Luneale.
Artikelzusammenfassung
1. Was ist ein Ovarialteratom?
Ein Ovarialteratom – auch Dermoidzyste genannt – ist ein gutartiger Tumor, der sich im Eierstock entwickelt. Das Besondere daran ist sein Ursprung: Er entsteht aus einer Keimzelle .
🔍 Aber was genau ist eine Keimzelle?
Vereinfacht gesagt handelt es sich um Stammzellen im Embryo , die später in die Eierstöcke (oder Hoden) wandern. Dort entwickeln sie sich zu Eizellen oder Spermien . Sie besitzen eine seltene Eigenschaft: Sie können sich in nahezu jedes Gewebe des menschlichen Körpers differenzieren (man bezeichnet sie als totipotent ).
🧘 In 90 % der Fälle handelt es sich um reife zystische Teratome , die gutartig und abgekapselt sind (sie streuen nicht in andere Körperregionen). Daher sind sie in der überwiegenden Mehrheit der Fälle nicht bösartig .
2. Was kann in einem Teratom gefunden werden?
In seltenen Fällen kann eine Keimzelle im Eierstock Fehlfunktionen aufweisen und unkontrolliert verschiedene menschliche Gewebe produzieren. Deren Inhalt kann überraschend sein: Oft enthalten sie eine Mischung aus Geweben, die normalerweise nicht im Eierstock vorkommen.
- Haare (sehr häufig),
- der verhornten Haut
- Knorpel
- Zähne ,
- Manchmal sogar Nerven- oder Augengewebe .
Dies erklärt sich durch den Ursprung der Zyste: eine Keimzelle, die anfänglich jedes Gewebe im Körper bilden kann. Genau dieses Potenzial – normalerweise zu Beginn der Embryonalentwicklung vorhanden – kann zu dieser unerwarteten Mischung innerhalb der Zyste führen.
Und nein, es handelt sich nicht um eine urbane Legende: Es gibt wissenschaftliche Publikationen mit sehr expliziten Abbildungen dieser heterogenen Inhalte.
3. Wie häufig kommen Ovarialteratome vor?
Ovarialteratome sind keine extrem seltenen Anomalien. Hier die Statistiken:
- Sie machen 10 bis 20 % aller Ovarialtumoren aus [1] .
- Bei den Keimzelltumoren der Eierstöcke handelt es sich zu etwa 95 % um reife Teratome [2] .
- Eine britische Studie schätzt die jährliche Inzidenz auf 8,9 Fälle pro 100.000 Frauen [3] .
Was bedeutet das konkret? Hier sind einige Vergleichspunkte, die Ihnen helfen, dies zu verstehen:
- Das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) betrifft etwa 1 von 10 Frauen.
- Auch bei etwa jeder zehnten Frau kommt es zu einer diagnostizierten Endometriose .
- Ovarialteratome hingegen treten schätzungsweise bei etwa 1 % der Frauen im Laufe ihres Lebens auf (d. h. bei etwa 1 von 100 Frauen) [4] .
Zusammenfassend lässt sich sagen: Es tritt zwar viel seltener auf als PCOS oder Endometriose, ist aber häufig genug, um regelmäßig in der Gynäkologie diagnostiziert zu werden.
4. Symptome: Wie äußern sie sich?
In vielen Fällen verlaufen Teratome asymptomatisch und werden zufällig entdeckt, beispielsweise bei einer Ultraschalluntersuchung aus einem anderen Grund.
Bestimmte Anzeichen können jedoch Warnsignale sein:
- Beckenschmerzen, insbesondere einseitige,
- Empfindung von Druck oder Masse,
- Schwierigkeiten beim Einführen einer Menstruationstasse oder eines Tampons,
- Blähungen oder Verdauungsprobleme (wenn die Zyste groß ist).
⚠️ Hinweis: In seltenen Fällen kann ein Teratom eine Ovarialtorsion (einen medizinischen Notfall) verursachen. Diese äußert sich durch plötzliche und starke Unterleibsschmerzen, die manchmal von Übelkeit oder Erbrechen begleitet werden.
5. Behandlung: Wann ist ein Eingriff notwendig?
Ein Ovarialteratom wird im Allgemeinen laparoskopisch (minimalinvasiv) entfernt, wenn es folgende Merkmale aufweist:
- zu sperrig
- symptomatisch,
- oder möglicherweise die Gefahr einer Verdrehung besteht.
Bei der Operation wird die Zyste entfernt, wobei der Eierstock nach Möglichkeit erhalten bleibt. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass:
- Der Eingriff kann die Eierstockreserve verringern, insbesondere wenn die Zyste beidseitig ist.
- Ein Gespräch mit einem Gynäkologen ist unerlässlich, um Nutzen und Risiken abzuwägen.
Eine einfache Ultraschallüberwachung kann ausreichend sein, wenn die Zyste klein und stabil ist und dem Patienten keine Beschwerden bereitet.
6. Wichtigste Erkenntnisse
Ovarialteratome – oder Dermoidzysten – sind überraschende, aber häufige gutartige Tumoren in der Gynäkologie. Nein, in den meisten Fällen sind sie harmlos. Ja, sie können beunruhigend sein (besonders wenn man erfährt, dass sie Haare oder Zähne enthalten können!).
Wichtig ist jedoch Wachsamkeit ohne Panik. Anhaltende Schmerzen oder Beschwerden im Beckenbereich während des Einführens sind niemals „nur eingebildet“. Wenn Sie das Gefühl haben, dass etwas nicht stimmt, sprechen Sie mit einer medizinischen Fachkraft .
Wir bei Luneale glauben an Transparenz und Information. Denn Ihr Körper verdient es, verstanden und nicht gefürchtet zu werden.
Wissenschaftliche Quellen:
- Radiopädie – Reifes zystisches Ovarialteratom
- PubMed Central – Reifes zystisches Teratom: Eine integrierte Übersicht
- British Journal of Cancer – Gutartige Ovarialteratome: eine bevölkerungsbasierte Fall-Kontroll-Studie
- Wang et al., Obstetrics & Gynecology International, 2010 – Reifes zystisches Teratom des Ovars: Eine klinisch-pathologische Studie an 283 Fällen